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Zuletzt ist im Juli 2025 die 45. Ausgabe dieser Zeitung erschienen, die Sie hier abrufen können.  

Nach und nach werden auch die vorhergehenden Ausgaben ins Netz gestellt.

Die alte Speyerer Sage, dass die Glocken des Domes von selbst zu läuten beginnen, wenn ein Kaiser stirbt, hat Max von Oer (1806-1846)  in eine Ballade gefaßt. 

Die Glocken zu Speyer

Carl Loewe hat diese Ballade vertont. Hier wird sie von Kurt Moll gesungen.

Text der Ballade von Max von Oer

Die Glocken zu Speier

Zu Lüttich, im letzten Häuselein,

da liegt ein Greis in Todespein;

sein Kleid ist schlecht, sein Lager ist hart,

viel Tränen rinnen in seinen Bart.

 

Es hilft ihm Keiner in seiner Not,

es hilft ihm nur der bittre Tod!

Und als der Tod ans Herze kam,

da tönt’s in Speier wundersam.

 

Die Kaiserglocke, die lange verstummt,

von selber dumpf und langsam summt;

und alle Glocken groß und klein

mit vollem Klange fallen ein.

 

Da heißt’s in Speier und weit und breit:

Der Kaiser ist gestorben heut‘!

Der Kaiser starb, der Kaiser starb!

Weiß Keiner, wo der Kaiser starb?

 

Zu Speier, der alten Kaiserstadt,

da liegt auf goldner Lagerstatt

mit mattem Aug‘ und welker Hand

der Kaiser Heinrich, der fünfte genannt.

 

Die Diener sie laufen wohl hin und her,

der Kaiser röchelt tief und schwer.

Und als der Tod ans Herze kam,

da tönt’s auf einmal wundersam.

 

Die kleine Glocke, die lange verstummt,

die Armesünderglocke summt,

und keine Glocke stimmet ein,

sie klinget fort und fort allein.

 

Da heißt’s in Speier und weit und breit:

Wer wird denn wohl gerichtet heut‘?

Wer mag der arme Sünder sein?

Sag‘ an, wo mag die Richstät sein?

Max von Oer (1806-1846)