Westvorhalle des Domes

Kupferstich von Blum/Eben , 1756

aus Kunstdenkmäler von Rheinland Pfalz,

Der Dom zu Speyer, bearbeitet von Hans Erich Kubach und Walter Haas, Bildband 1972

Nachdem Papst Gregor VII. Kaiser Heinrich IV. in Canossa vom Kirchenbann gelöst hatte, hat sich der Kaiser wegen seines Verhaltens im Investiturstreit erneut den Zorn des Papstes zugezogen. 1080 hat er Heinrich IV. erneut exkommuniziert.
Der Kaiser befand sich bei seinem Tod 1106 immer noch im Bann. Dies führte zu Schwierigkeiten bei seiner Beisetzung. Weder in Lüttich, wo man ihn in der St. Lambert Kathedrale zuerst bestattet hatte noch in Speyer konnte er seine endgültige Ruhe finden. So wurde sein Sarkophag in Speyer in der ungeweihten Afrakapelle abgestellt.
Heinrich V. hat im Jahre 1111 bei seinen Auseinandersetzungen mit Papst Paschalis II. erreicht, dass dieser den Bannfluch von seinem Vater nahm. Nun konnte Heinrich IV. endlich an der Seite seiner Ahnen im Speyerer Dom bestattet werden (14. August 1111).
Dies nahm Kaiser Heinrich V. zum Anlass der Stadt Speyer besondere Privilegien zu verleihen. Wichtigster Bestandteil war die Abschaffung des sog. „Buteils“, einer Art Erbschaftssteuer. Dies gewährte er „allen, welche jetzt in der Stadt Speyer wohnen, oder von nun an wohnen wollen“ un­ter der Bedingniß, „dass sie alle am Jahrestag unseres Vaters feierlich zur Vigil und Messe zusam­menkommen und Kerzen in den Händen tragen und von jedem Haus ein Brot den Armen zum Almo­sen geben.“
Des Weiteren verfügte der Kaiser, dass „dieser Freibrief in Erz gegossen mit goldenen Buchstaben gefasst…. über des Münsters Tor gesetzt wird, damit daraus unsere besondere Liebe zu ihnen ersehen werde.“(weitere Bilder)
Sicher wurde dieses Gebot in Speyer über lange Zeit ernstgenommen. Es ist nicht bekannt, seit wann dieser kaiserliche Auftrag nicht mehr beachtet wird.
Die Salier – Gesellschaft hat 1992 diese alte Tradition wieder aufleben lassen: Am ersten Samstag im August feiern wir das Privilegienfest. Bei einem stimmungsvollen Lichtergottesdienst wird der im Dom bestatteten Kaiser gedacht und deren Gräber mit Blumen geschmückt.
Das Gebot des Almosengebens erfüllen wir in der Weise, dass wir nach dem Gottesdienst zu einem Empfang in der Vorhalle des Domes einladen. Dabei bieten wir alkoholfreie Getränke, Wein und Brezeln an und bitten die Besucher um eine Spende. Die Spenden und der Erlös aus dem Kerzenverkauf fließen einem wohltätigen Zweck zu.